Alien – Der Cyborg

Alien – Der Cyborg

Ich habe nie erwartet, Millionen Meilen von der Erde in einem Alien-Bordell zu landen, in einem durchsichtigen Witz von einem Kleid, um eine Sex-Lektion von der Bordellbesitzerin zu bekommen.

Aber das ist nicht das Schlimmste. Ich bin hier mit Johar.

Johar ist ein Cyborg, der gerissenste und gefährlichste seiner Art. Sein Ruf ist legendär. Er ist erschreckend anzusehen, mit seiner beachtlichen Größe, den stahlharten Muskeln und seinem unbarmherzigen Wesen. Sein Blick schüchtert jeden ein – aber nicht mich.

Johar hat kein Interesse an mir. Ich soll während unserer Mission hier auf Betania seine Geliebte spielen und “überzeugend” sein, damit wir die Besitzerin des berüchtigten Etablissements aushorchen können.

Unser Auftrag: eine Frau finden, die im Überlebenskampf der aussterbenden Menschheit eine wichtige Rolle spielt.

Und jetzt liege ich neben ihm auf dem Bett. Nackt. Schutzlos. Seiner Gnade ausgeliefert.

Die Nähe zu ihm wühlt mich auf. Je mehr Zeit ich mit ihm verbringe, desto deutlicher sehe ich den Mann in ihm. Seine Blicke, seine Berührung lassen mich nicht mehr kalt. Pocht da ein warmes Herz unter seiner kalten Hülle?

Aber Liebe war nie Teil unseres Deals.

Alien – Der Cyborg ist ein SciFi Alien Liebesroman (18+) und der zweite Band der Betania Breed-Reihe. Es ist ein in sich abgeschlossener Roman.
Warnung: Mit Sicherheit nur für erwachsene Leser.

Alien – Der Cyborg ist erhältlich auf Amazon.


Amazon Bewerter:

★★★★★
“Filmreif! Spannend, mitreißend und absolut fesselnd! Genau wie alle anderen Bücher von der Autorin Jenny Foster hat mich auch dieser neue Roman so gefesselt, dass ich es in einem Rutsch durchgelesen habe! Ich glaube, ich bin süchtig, denn ich kann es kaum erwarten noch mehr aus der Feder von Jenny Foster zu lesen!”

★★★★★
“War wieder ein Genuss.…die ein oder andere große Überraschung und man konnte nicht anders, als den Cyborg zu mögen.”

★★★★★
“Mara und der Cyborg- WOW !!!! Grandios !!! Der Cyborg, den er Mara auf einer Mission zu Seite stellt, ist menschlicher, als die meisten Menschen und so entwickeln sich schnell Gefühle zwischen den beiden. Die Geschichte entwickelt sich vollkommen unvorhersehbar und total anders, als man es erwartet. Ein großartiges Buch !!”

★★★★★
“Die Geschichte hat Wendungen, die ich nicht erwartet hatte, und den erotischen Teil fand ich sehr ansprechend.”

★★★★★
“Ich bin durch Zufall darüber gestolpert. Ich war etwas fasziniert von Mara. Sie ist so komisch, voller Vorurteile, fast schon arrogant und doch voller Selbstzweifel. Man merkt wie sie sich ändert und mehr “normale” Gefühle zeigt. Johar, der Halbmensch, von Anfang sehr menschlich. Eine interessante Welt voller Überraschungen. Die Geschichte fesselt einen und lässt sie nicht wieder los.”

★★★★★
“Wieder einmal ein wirklich gut gelungener Sci-Fi Liebesroman von Jenny Foster und bisher einer meiner Liebsten! Hatte ich erstmal angefangen zu lesen konnte ich nicht mehr so schnell aufhören. Ich muss gestehen, anfangs war ich ja schon ein wenig skeptisch gegenüber der Tatsache, dass es sich hier um eine Liebesgeschichte mit einem Cyborg handelte.”

★★★★★
“Das Buch hat mich sofort mitgerissen und ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen.”



Leseprobe:

Ich betrete sein Labor, und das Erste, worauf mein Blick fällt, ist die Gestalt neben meinem Vater.

Er wendet mir den Rücken zu, aber ich erkenne auch so, was er ist. Ein Cyborg. Mein Vater untersucht ihn, das heißt, er checkt die mechanischen Teile und prüft die Funktionsfähigkeit seines aufgemotzten Körpers. Bis auf einen kleinen Lendenschurz ist er nackt, und ich bin sicher, dieses Stückchen Stoff trägt er nur meinetwegen. Ich bin im Labor bekannt für das, was die anderen »Prüderie« nennen. Ich bevorzuge Sittsamkeit. Liegt ein toter Körper oder Teile eines toten Körpers auf meinem Arbeitstisch, ist das etwas anderes. Durch ihre Losgelöstheit vom großen Ganzen werden diese Teile in meinen Augen auf ihre physische Funktionalität reduziert. Aber niemand kann mich zwingen, diese Travestie von einem Menschen anzusehen, wenn er unbekleidet in all seiner angeblichen Pracht vor mir steht.

Wer auch immer ihn gebaut hat, er hat ganze Arbeit geleistet. Sein Körper ist makellos, von den langen, schlanken Gliedern bis zu den perfekt modellierten Muskeln. Er muss gute Gene gehabt haben, um in das Programm aufgenommen worden zu sein, und das Ergebnis, das seine Mutter, sein Vater und sein Ingenieur zustande gebracht haben, kann sich sehen lassen. Mein Vater verzieht wie üblich keine Miene während des Check-ups, aber wer ihn so gut kennt wie ich, der sieht ihm die Genugtuung an der Nasenspitze an. Seine grauen Augen unter den buschigen Brauen blitzen förmlich vor Zufriedenheit.

Ich warte geduldig, bis er dem Cyborg das Zeichen gibt, sich anzuziehen. Der Maschinenmensch dreht sich um, geht zur Kabine und weicht mir in dem engen Gang zwischen den OP-Tischen sorgsam aus, als wüsste er von meinem Widerwillen gegen seinesgleichen. Neutral und sachlich spreche ich schließlich meinen Vater an, so wie wir es in unserem Arbeitsleben immer handhaben. Ihn zu siezen wäre albern, aber ansonsten wird unser Umgang miteinander förmlich, sobald wir das Gebäude betreten.

»Was kann ich für dich tun?«, frage ich also höflich und schaue mich nach Hinweisen um. Manchmal liegt eine aufgeschlagene Akte herum, oder ein paar beschriftete Proben, die andeuten, welche spannende Aufgabe mich erwartet. Heute ist nichts zu entdecken. Die Tische sind aufgeräumt, die Akten einsortiert.

»Ich habe einen Job für dich, den ich niemandem sonst anvertrauen kann.« Mein Herz setzt für einen Moment aus, so sehr freue ich mich über seine Worte. Er ist geizig mit Lob, aber wenn er es verteilt, dann meint er jedes Wort, das er sagt. Ich warte, auch wenn ich ihn sofort nach Details fragen will. Was soll ich tun? Wird dieser Job mich weit wegführen? Mir ist klar, dass es sich nicht um irgendwelche Analysen handelt, denn dann hätte er mir einfach nur die Proben mitsamt seinen Anweisungen überreicht. »Du und Johar«, er nickt zu den Vorhängen hinüber, die sich um die Umkleidekabine bauschen, »werdet jemanden für mich finden und zu mir bringen.«

In mir explodieren widerstreitende Gefühle, aber ich halte meine Zunge im Zaum und forme meine Lippen zu einem neutralen Lächeln. Das ist anstrengend, aber ich halte es, solange es geht. Ich will nicht mit dem Cyborg zusammen auf eine Mission geschickt werden, ich will alleine reisen und jagen und erfolgreich zu Vater zurückkehren. Wozu brauche ich diesen stummen Maschinenmenschen? »Wen soll ich finden?« Das Zusammenziehen seiner Brauen signalisiert mir, dass er sehr wohl bemerkt hat, dass ich nur von mir und nicht von »uns« gesprochen habe, aber mein Vater geht wohlwollend darüber hinweg. Ich feiere meine winzige Unverschämtheit mit einer weiteren Frage. »Und warum soll ich den Halbmann mitnehmen?« Nur weil ich gerade zufällig zur Umkleidekabine schaue, sehe ich, dass er in seinen Bewegungen innehält. Er hat die abfällige Bezeichnung für seinesgleichen gehört. Gut. Dann weiß er, was ich von ihm halte. Die Fronten sind geklärt.

»Tsk«, macht mein Vater, aber nur halbherzig. Obwohl er selber einer der führenden Cyberingenieure ist, hält er nicht viel von ihnen. Er bevorzugt genetisch veränderte Menschen, die er zielgerichteter optimieren kann. »Er wird dir von Nutzen sein, Mara. Das Zielobjekt wird wahrscheinlich von einem erfahrenen Kämpfer begleitet, und ich kann mir nicht vorstellen, dass du einen Qua’Hathri von 1,90 m Körpergröße und mit einem Lebendgewicht von 115 kg mal eben so überwältigst.« Er hat Recht. Die Qua’Hathri sind ein kriegerisches Volk, und ihre von Schuppen bedeckte Haut macht es schwierig, sie zu verletzen. Sie sind wahre Berserker, und natürlich will mein Vater nicht, dass ich verletzt oder gar getötet werde.

»Und er«, wie aufs Stichwort schiebt der Cyborg den Stoff beiseite und tritt heraus, »wird mir inwiefern helfen?« Ich lasse meinen Blick kurz über ihn gleiten. Er muss aus einer sehr frühen Baureihe stammen, denn nicht nur sein Körper, auch ein kleiner Teil seines Gesichts ist mit Metall verkleidet. Die dünne, aber äußerst widerstandsfähige Metallschicht beginnt gleich unter seinem Auge und zieht sich über den Wangenknochen bis zu seinem Mundwinkel. Es ist gut, dass Cyborgs nicht lächeln, denn das Metall macht seinen linken Mundwinkel unbeweglich und das schiefe Grinsen würde die menschlichen Mitglieder meiner Mannschaft sicher verstören.

»Johar«, sagt mein Vater und winkt ihn an seine Seite, »ist eines unserer ältesten und erfahrensten Exemplare.« Er sieht stolz aus, und jetzt weiß ich mit Sicherheit, dass der Cyborg aus seinem Labor stammt. Die Mischwesen aus Mensch und Maschine haben im Allgemeinen keine lange Lebensdauer. Irgendwann brennen die Synapsen durch, sie flippen aus, entwickeln ungewollte Manierismen und dergleichen. Wenn dieser Cyborg schon lange in Betrieb ist, dann kann mein Vater zu Recht stolz auf sein Werk sein. »Er ist der beste Kopfgeldjäger, den du in diesem Universum findest. Er hat eine Erfolgsquote von 99 %.«

Ich sehe ihn mit neu erwachtem Interesse an, diesen Jäger. Er erwidert meinen Blick aus seinen graugrünen Augen, die von langen schwarzen Wimpern beschattet werden. Sein langes dunkles Haar hat er zu einem Zopf gebunden, der ihm über die Schultern fällt. Ich bin sicher, dass einige meiner Kolleginnen mit verdrehten sexuellen Präferenzen ihn attraktiv finden. In mir löst er keinen erotischen Funkenschlag aus, so viel ist sicher. Bevor ich mit einer Maschine im Bett lande, muss ich schon total betrunken oder völlig von Sinnen sein. Und da ich keine Drogen konsumiere, wird das nie passieren. »Wen sollen wir für dich finden?« Ich komme zum eigentlichen Thema zurück.

»Die Frau heißt Cassie Burnett«, informiert Vater mich. Nein, uns. Er bezieht Johar mit ein und reicht sogar ihm die Akte zuerst. Meine Hände zucken und wollen sie dem Cyborg aus der Hand reißen, deshalb verschränke ich sie hinter dem Rücken und presse meine Fingernägel in das weiche Fleisch, bis der Schmerz den Ärger vertreibt. Der Cyborg zieht die Augenbrauen hoch, eine Geste, die so minimal ist, dass ich sie mir auch eingebildet haben könnte. Er reicht mir den Ordner, ohne hineingeschaut zu haben. Ist das etwa ein Friedensangebot oder bedeutet seine Geste, dass er meine höhere Position in der Befehlskette anerkennt? »Sie hat sich mit zwei Männern gepaart, von denen einer der Qua’Hathri ist. Der andere gehört zu den Kreaturen, die vor«, er schließt die Augen und überlegt, »35 Jahren flüchteten und sich auf Betania ansiedelten.« Sein Gesichtsausdruck ist undeutbar. Er verschweigt uns etwas. Ich hoffe, dass er später noch einmal unter vier Augen mit mir spricht. Dem Maschinenmenschen etwas zu verschweigen ist eine Sache, aber er wird doch wohl seiner eigenen Tochter vertrauen. Er schweigt ein paar Sekunden, und ich weiß, jetzt kommt der wichtige Teil. Er leckt sich über die Lippen. Das ist das einzige Zeichen von Aufregung, das ich jemals an ihm habe entdecken können.

»Sie ist schwanger mit Zwillingen. Die Kinder haben unterschiedliche Väter. Du weißt, dass wir den geflüchteten Subjekten damals einen Code eingepflanzt haben, der die Empfängnis jedes Kindes an uns übermittelt und gleichzeitig ein Signal an uns sendet?« Er wartet meine Bestätigung kaum ab, sondern spricht gleich weiter. »Dieses Kind und sein Zwilling interagieren bereits im Mutterleib miteinander. Sie tauschen Informationen aus, und übertragen nützliche Eigenschaften aufeinander.« Ich gestatte mir einen kleinen Laut des Erstaunens. Das ist wirklich eine einzigartige Gelegenheit, die ihn, und damit uns Menschen, dem perfekten Krieger einen Schritt näher bringen könnte. Kein Wunder, dass er die Mutter samt ihrer Kinder haben möchte. Mein Herz schlägt schneller als normal, als ich daran denke, was das für uns Menschen bedeuten könnte.

Die Augen des Cyborgs wandern zwischen meinem Vater und mir während dieses Austausches hin und her. Er lässt sich kein Wort entgehen. Aber das ist okay. Als Kopfgeldjäger muss er so viele Informationen wie möglich sammeln, auch und vor allem die Dinge, die nicht in der Akte stehen. Genau darauf zielt meine nächste Frage ab. »Der Qua’Hathri Krieger ist also der Vater des einen Kindes und der Betanier der Vater des anderen Kindes. Willst du sie ebenfalls haben? Lebendig oder tot?« Offiziell werden den Cyberingenieuren und den anderen Wissenschaftlern nur eine bestimmte Anzahl lebender Subjekte zum Experimentieren zugeteilt. Aus ethischen Gründen, sagt die Regierung. Doch Wissenschaftler sind erfindungsreich, und ihre Definition von lebendig ist eine andere als die des normalen Menschen. Wenn die beiden Männer sozusagen am Rande des Todes schweben, wenn wir sie ins Labor bringen, tauchen sie in der Statistik nicht auf.

»Lebendig«, er räuspert sich bedeutungsvoll, »wäre schön, ist aber kein Muss. Sie haben beide ihre Funktion erfüllt, und es könnte Komplikationen geben, wenn ihr sie lebend hierher transportiert. Als Väter haben sie natürlich den starken Drang, ihre Brut und die Mutter der Kinder zu beschützen. Das könnte ungeahnte Kräfte in ihnen freisetzen. Ihr solltet nicht den Fehler machen, sie zu unterschätzen.« Ich nicke.

Dann sagt mein Vater etwas, das mich erstaunt und aus der Bahn wirft, mehr als es jeder Cyborg könnte. »Auf dieser Mission wird Johar dein Partner sein. Er hat die gleichen Befugnisse wie du, und ihr seid gleichberechtigte Partner. Habe ich mich klar ausgedrückt?«

Die Augen des Cyborgs weiten sich für einen Moment. Was ist nur los mit diesem Exemplar? Nicht nur, dass mein Vater ihm Entscheidungsgewalt für eine wichtige Mission einräumt, nein. Er zeigt auch noch Reaktionen wie Erstaunen und Skepsis. Das sollte er eigentlich nicht tun. Vielleicht ist er doch schon zu alt. »Kann ich dich einen Moment unter vier Augen sprechen?«, frage ich mit zusammengebissenen Zähnen.

Mein Vater wirft einen Blick auf die Uhr und schüttelt den Kopf. »Dazu bleibt leider keine Zeit mehr. Euer Raumschiff legt in einer Stunde ab. Ich habe bereits alles vorbereitet. Du musst nur noch deine Sachen packen und an Bord gehen.« Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn, was mich ebenso sprachlos macht wie seine Anweisungen. Seine letzten Worte sind dazu angetan, mir richtiggehend Angst zu machen.

»Pass gut auf meine Tochter auf, Johar.«

* * *

Es stellt sich heraus, dass er das Quartier gleich neben mir bezieht.

Unsere Räume sind durch eine Zwischentür miteinander verbunden. Das ist nichts Ungewöhnliches bei Offizieren, die eine Mission gemeinsam leiten, sage ich mir, auch wenn mein Bauch warnend zwickt. Durch die dünnen Wände müsste ich eigentlich hören, was er macht – auspacken, duschen – aber es dringt kein Geräusch zu mir herüber. Ja, auch Cyborgs duschen. Ihr Metall ist wasserabweisend und rostfrei, und ihr Restanteil Mensch will gesäubert und gefüttert werden wie die reinrassigen, unverfälschten Menschen. Ich lenke mich ab, indem ich mir eine ausgiebige Dusche gönne und mich anschließend in mein Lieblingsshirt und eine alte Jogginghose werfe. Mein helles Haar fasse ich in einem Knoten am Hinterkopf zusammen, bis meine Gesichtshaut spannt, so fest sitzt die Frisur. Mir verleiht diese strenge Frisur ein Gefühl der Sicherheit, von dem ich glaube, dass ich es brauchen werde. Wenn alle Crewmitglieder so sind wie der Wachmann – also dumm und arrogant zugleich – wird es eine anstrengende Reise. Wenigstens haben wir keinen menschlichen Kapitän an Bord. Die Navigation übernimmt der Bordcomputer, der seine Befehle direkt von mir und Johar entgegennimmt. Solange wir ihm keine andere Anweisung geben, steuert er das Raumschiff in gleichmäßigem, moderaten Tempo aufs Ziel zu.

Der Cyborg erwartet mich bereits im Besprechungsraum. Ich setze mich und schiebe ihm die Akte hinüber, die ich nach dem Duschen noch gelesen habe. Ich warte, bis er die Seiten abgescannt und verarbeitet hat. Sollten die Papiere jetzt verschwinden, könnte ich immer noch auf seinen Speicher zurückgreifen. Solche Kleinigkeiten sind es, die ihn von der menschlichen Gemeinschaft trennen, denke ich. Kein Mensch kann so sachlich denken und handeln wie ein Cyborg, und ihre erweiterten Fähigkeiten übersteigen das normale Maß. Sie sind unbarmherzige Kämpfer und kennen keine Gnade. Irgendwie verschwindet das, was in ihnen einmal menschlich war, sobald ihnen künstliche Glieder, ein erweiterter Gehirnspeicher und die optimierten Muskeln eingesetzt werden.

Er ertappt mich dabei, wie ich ihn gedankenverloren anstarre. Mit aller Macht kämpfe ich die aufsteigende Hitze nieder, die sein kühler Blick in mir auslöst. Warum nur denke ich, dass er meine Gedanken lesen kann? Er erlöst mich aus der Peinlichkeit, indem er mit den Fingern schnippt und den Befehl gibt, den Kartografen anzuzeigen. Dort sehen wir die Erde und in einiger Entfernung unser Ziel. Betania heißt der Planet, auf dem man die schwangere Cassie Burnett und ihren Qua’Hathri Krieger das letzte Mal gesehen hat. »Dein Vater hat in der Akte vermerkt, dass das Signal, das die Existenz der Kinder anzeigt, etwa 262 Sonnenmeilen von Betania entfernt verstummte.« Er steht auf und legt seinen Zeigefinger auf einen Punkt, der mit Sicherheit auf den Millimeter genau die 262 Meilen anzeigt.

Ich stehe ebenfalls auf und gehe zu ihm. Nicht, damit ich die Projektion besser sehen kann, sondern weil ich es nicht mag, aus einer sitzenden Position zu ihm aufschauen zu müssen. »Das bedeutet, dass sie sich von Betania entfernt haben und nun auf dem Weg zu einem anderen Planeten sind«, überlege ich laut. Er sieht mich mit einem Funkeln in den Augen an, das man nur als ironisch bezeichnen kann. Langsam fahre ich fort, ohne mich aus der Ruhe bringen zu lassen, von dem Spott in seinem Blick. »Aber da mein Vater den Bordcomputer angewiesen hat, Betania anzufliegen, nehme ich an, dass wir dort mit unseren Nachforschungen beginnen werden.«

»Nicht dein Vater, sondern ich habe diese Anweisung gegeben«, korrigiert er mich. »Ich bin verantwortlich für das Aufspüren der Beute. Du übernimmst den medizinischen Teil, wenn wir die Frau, ihre Kinder und vielleicht auch die Väter an Bord haben.« Ein normaler Mensch würde seine Stimme für ausdruckslos halten. Ich höre Stolz darauf, dass er in einer so verantwortungsvollen Position Entscheidungen von Bedeutung treffen darf.

Ich muss ihn im Auge behalten. Für meinen Geschmack zeigt er viel zu viele Facetten eines richtigen Menschen, und das kann auf Dauer nicht gut gehen. Wenn er jetzt noch glaubt, mein Eingreifen bei den Wachleuten hätte ich aus purer Freundlichkeit ihm gegenüber getan, dann könnte es Komplikationen geben. Ein Cyborg, der sich zu eng an einen Menschen bindet, ist nutzlos. Und ich werde ganz sicher kein Mensch sein, der ein Mischwesen wie ihn dazu ermutigt.«Was hast du vor, wenn wir auf Betania landen?«

»Ich werde Erkundigungen einziehen, ihre Spur aufnehmen. Leute finden, die sie kennen, und die wissen, wohin sie unterwegs sind.« Er zuckt mit den Achseln, als wäre dies eine Selbstverständlichkeit. Das ist es wahrscheinlich auch für ihn.

»Gut«, sage ich. »Ich werde dich begleiten.«

Er hebt die Augenbrauen. »Nein. Es könnte gefährlich werden, und ich arbeite nicht im Team.«

»Ich auch nicht«, erinnere ich ihn. »Aber mein Vater hat den Befehl gegeben, dass wir diese Mission zu zweit erledigen, und das werden wir tun.« Ich versuche meinen Trick mit dem Nähertreten. Aber entweder hat er keine Komfortzone wie Menschen, in die nur Vertraute eindringen dürfen, oder es ist ihm egal. Statt zurückzuweichen, kommt er mir so nahe, dass sich unsere Körper beinahe berühren. Ich bin stolz darauf, dass ich meine Position halte, obwohl mir etwas unwohl ist durch seine unmittelbare Nähe. Der Cyborg steht so dicht bei mir, dass ich seine Körperwärme spüren kann, die durch die ständig arbeitende Mechanik etwas höher ist als bei Menschen.

Wir sehen uns für eine gefühlte Ewigkeit in die Augen.

Ende der Leseprobe

Ab sofort erhältlich: Amazon

Auch als Hörbuch auf Audible

Spieldauer: 6 Std. 33 Min.

Gesprochen von: Nina Schöne

Ab sofort erhältlich: Audible


Betania Breed Reihenfoge:
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