Alien – Der Drache

Alien – Der Drache

SciFi Liebesroman
Betania Breed IV

Mein Name ist Coran Burke.

Unter den Kämpfern des Black Squads bin ich einzigartig. Ich bin mehr als ein Mensch, wie die Schuppen auf meiner Haut beweisen. Ich kann länger kämpfen als meine Kameraden, und Schmerzen halte ich so lange aus, bis ich meinen Gegner vernichtet habe.

Mein neuer Auftrag führt mich nach Dassuria auf die Spur eines Alienlords. Mein Gegner trägt das Erbe eines uralten Drachenvolkes in sich, und um ihn zu schlagen, muss ich tief in meine eigene Vergangenheit eintauchen. 

Ihm zur Seite steht eine Frau, die tief in seine Machenschaften verwickelt scheint. Trotz ihrer Verstrickungen geht sie mir nicht mehr aus dem Kopf. Sie löst Gefühle in mir aus, die ich längst begraben glaubte.

Liebe oder Pflichterfüllung. 

Leidenschaft oder Loyalität. 

Drache oder Mensch. 

Muss ich mich wirklich zwischen ihnen entscheiden oder gibt es einen Weg, mir selbst treu zu bleiben und die Frau für mich zu gewinnen?

Alien – Der Drache ist der vierte Band der Betania Breed-Reihe. 

Jedes Buch kann als Einzeltitel gelesen werden, ohne dass Sie etwas Wichtiges vermissen werden. Wer es jedoch gerne chronologisch und ordentlich mag, der sollte mit Band Alien – Die Gefangene beginnen und sich danach Alien – Der Cyborg und Alien – Menschenfrau zuwenden. Und obwohl im vierten Teil viele Fäden aus den ersten Büchern zusammenlaufen, gilt auch für dieses Buch, dass Sie es lesen können, ohne sich zwischendurch zu wundern, wer diese oder jene Figur ist. -Jenny

Länge: ca. 210 Seiten

Ab sofort erhältlich: Amazon


Amazon Bewerter:

“…Spannung mit Intrigen und einem tollen Ende ; -)”

“Wieder ein spannendes Liebesabenteuer in den Weiten des Alls…”

“Jenny Foster hat abermals Sience fiction und eine prickelnde Lovestory miteinander vereint.”

“Toller Abschluss einer tollen Reihe.”

“Habe alle Bücher der Reihe gelesen und konnte dieses genauso wenig aus der Hand legen wie die vorherigen.”

“Spannend, temporeich und einfach nur toll ;)”


Leseprobe:

Wie in Zeitlupe sah Chloe die geballte Faust des Neuen auf das Kinn seines Gegners zurasen. Die Bewegung, so schön sie in ihrer makellosen und kraftvollen Ausführung war, bedeutete für sie nichts als Ärger. Schlimmer noch, wenn der Neue den Kampf zu schnell gewann, dann war Chloe ihren Job los – wenn es glimpflich abging. Im schlimmsten Fall würde ihre Schwester für ihr »Fehlverhalten« bestraft, und Shor Dasquian war nicht zimperlich, was Strafmaßnahmen anging. Eine Sekunde lang gönnte sie sich den Luxus einer Alternative: Sie widersetzte sich den Anweisungen ihres Chefs und ließ Corans, so hieß der Neue, Gegner den Kampf gewinnen. Sie stellte sich das dumme Gesicht Shors vor, wie seine normalerweise blasse Haut von purpurroten, pulsierenden Adern durchzogen wurde. Die Vorstellung brachte sie umgehend zur Besinnung. Sie hatte einmal erlebt, wozu ein zorniger Shor Dasquian fähig war, und hatte nicht das Bedürfnis, dies am eigenen Leib zu erleben – oder zu beobachten, was er ihrer Schwester antat. Also konzentrierte sie sich wieder auf die beiden Männer, die im Ring aufeinander eindroschen, und wartete auf den richtigen Moment.

Die Emotionen eines anderen Wesens so zu beeinflussen, dass sie ihn handeln ließen, war keine einfache Sache. Chloes Gabe (oder ihr Fluch, je nachdem, mit wem sie es zu tun hatte) war ein zweischneidiges Schwert. Wann immer sie in den Kopf eines anderen eindrang, um seine Gefühle zu manipulieren, erfuhr sie einen Rückstoß, wie sie es in Ermangelung eines anderen Ausdrucks nannte. Was sie sich herauspickte und verstärkte, um eine bestimmte Reaktion zu provozieren, kehrte zu ihr zurück. Es gab Tage, da war Chloe nicht sicher, ob sie überhaupt noch eigene Gefühle hatte oder nur wie ein Parasit von fremden Emotionen zehrte.

Um sie herum schwoll der Lärm der Zuschauer an, als Corans Gegner einen schmerzhaften Treffer landete und nachtrat. In Chloes Ohren hörte sich das Geräusch wie ein kollektives Einatmen an, das im Zeitlupentempo zu einem Seufzer der Enttäuschung verblasste. Die Zuschauer im »Starfighter« zahlten gute Spacedollars für die illegalen Kämpfe, und sie verlangten nach Blut. Ein Gesicht, das zu Brei geschlagen wurde, oder ein Kämpfer, der schwer verletzt aus dem Ring getragen wurde, waren Extras, aber Blut war ein absolutes Muss bei jedem Kampf. Chloe hatte den Verdacht, dass manche der bunt gemischten Spezies, die sich hier auf Dassuria versammelten, Blut als Nahrungsquelle vorzogen. Man sah es an der Art, wie sich ihre Augen verschleierten und die Nüstern sich blähten, sobald der erste Tropfen floss. Der kupferige Geruch vermischte sich mit dem Männerschweiß aus dem Ring und peitschte die Menge auf.

Chloe sah den Neuen in die Ecke taumeln und hoffte im Stillen, dass er sich auch ohne ihre Unterstützung wieder aufrappelte. Er war kräftig genug, um seinem Sparringspartner die Stirn zu bieten, solange der sich nicht wandelte. Denn Chloe wusste etwas, das Coran nicht ahnte: Sein Gegner war ein Drachenshifter. Sobald es wirklich eng für den bullig gebauten Shassir wurde, setzte die Verwandlung ein. Und da im »Starfighter« von Tritten über körpereigene Waffen, wie Reißzähne oder messerscharfe Fingernägel, alles erlaubt war, durfte Shassir sich auch wandeln, um den Kampf zu gewinnen. Einen Drachenshifter in den Ring zu schicken war nicht nur illegal, sondern nach Chloes Meinung auch dumm, um nicht zu sagen richtiggehend blöde. Nicht, dass sich Shor Dasquian um solche Etiketten wie »illegal« gekümmert hätte – Himmel noch mal, die ganze Idee hinter dem Starfighter Club war auf 90 % aller Planeten verboten. Nein, was Chloes Nackenhaare senkrecht stehen ließ, war die Tatsache, dass es natürlich keine Feuerlöscher in dem stinkenden, viel zu voll gepackten Raum gab. Sie unterdrückte ein hysterisches Lachen, als ihr bewusst wurde, dass ein Feuerlöscher wahrscheinlich nicht viel gegen den heißen Atem eines Drachenwandlers ausrichten konnte.

Was war heute nur los mit ihr? Ihre Gedanken sprangen unkontrollierbar hin und her wie ein Gummiball. Das konnte fatal enden. Zu viel stand heute auf dem Spiel. Selbst jetzt, in diesem Moment, betrachtete Chloe mit einer geistesabwesenden Bewunderung Corans elegante Bewegungen, statt ihren Job zu tun. Damit musste Schluss sein!

Sie schloss die Augen und blendete erst den Lärm aus, dann die Gerüche. Normalerweise brauchte sie nicht länger als ein paar Sekunden, bis Chloe sich leer fühlte und ihr Herzschlag das einzige Geräusch war, das sie wahrnahm. Heute war es anders. Es wollte ihr nicht gelingen, in den vertrauten Zustand der Leere hinüberzugleiten, in dem sie nichts als ein leeres Gefäß für die fremden Gefühle war. Chloe lockerte ihre verkrampften Nackenmuskeln und hoffte, dass niemandem unter den Zuschauern auffiel, dass sie zwar das Gesicht in Richtung Boxring gewandt hatte, aber mit ihren geschlossenen Augen nichts sah. Ihr Magen schlug einen Purzelbaum, als jemand sie von hinten anrempelte und sie beinahe das Gleichgewicht verlor. Instinktiv griff sie nach dem nächstbesten Arm, um nicht zu stürzen, und wurde mit einem bösartigen Zischen des Mannes belohnt, an den sie sich klammerte.

Und schon wieder war es nichts mit der Konzentration. Bevor sie ein weiteres Mal ansetzte, spähte sie durch eine Lücke zu Coran und Shassir. Das Gesicht des Drachenshifters zierte ein Veilchen, das morgen wahrscheinlich in allen Farben des Regenbogens schillern würde. Coran schien bis auf einen Kratzer unterhalb des Brustkorbs unverletzt. Die Dreadlocks, die er sich streng aus dem Gesicht gebunden hatte, wirkten durch den Schweiß noch dunkler als sonst. Sein breiter Oberkörper glänzte vor Schweiß, aber nur, wenn man ganz genau hinsah, erkannte man an der Furche zwischen seinen Augenbrauen, dass die körperliche Anstrengung allmählich ihren Tribut forderte. Und das nicht etwa, weil er an seine physischen Grenzen stieß, sondern weil er allmählich die Geduld mit seinem Gegner verlor. Der machte sich nämlich einen Spaß daraus, immer wieder aus der Reichweite von Corans langen Armen zu flüchten und um ihn herum zu stapfen. Wer wie Chloe wusste, dass Shassir sich in einen Drachen verwandeln konnte, erkannte die Ähnlichkeiten zwischen Mensch und Wandelwesen. Shassir bewegte sich schwerfällig auf seinen Beinen, aber sein wuchtiger Leib war biegsamer, als es für einen Menschen normal war. Chloe hatte Gerüchte gehört, in denen man von abartigen Experimenten munkelte, in denen verschiedene Rassen miteinander gekreuzt wurden. Vielleicht war Shassir das Ergebnis eines dieser Experimente. Wenn sie ihn ansah, konnte sie sich beinahe vorstellen, wie er ein Labor in Schutt und Asche legte, um zu entkommen.

Ihre Aufmerksamkeit richtete sich erneut auf die beiden Männer im Ring, als Coran seinem Gegner die Beine unter dem Leib wegsäbelte. Wie Chloe befürchtet hatte, verlor der Neue allmählich die Geduld. Doch statt auf den am Boden liegenden Shassir einzutreten, wie der Drachenmann es vor nicht allzu langer Zeit mit ihm gemacht hatte, reichte Coran ihm die Hand und zog ihn auf die Füße. Chloe seufzte innerlich und fragte sich, ob Coran überhaupt wusste, was er da tat. Ritterlichkeit war im Starfighter Club keine Tugend, und entsprechend groß war der Unmut unter den zahlenden Gästen. Sie johlten und pfiffen. Einer, der schon ziemlich angetrunken schien, ging sogar soweit, sich auf einen Tisch zu stellen, seine Hosen herunterzulassen und den Kämpfenden seinen nackten Hintern entgegen zu recken. Chloe wünschte, sie hätte nicht hingesehen, aber es war zu spät. Der Anblick des behaarten Gesäßes und der blau geäderten, baumelnden Hoden hatte sich unwiderruflich in ihr Gedächtnis gegraben und lenkte sie noch mehr von ihrer Aufgabe ab. Sie wischte die feuchten Handflächen an ihren schwarzen, glänzenden Hosen ab und atmete tief durch. Noch zweimal, und sie wäre frei. Zweimal noch musste sie den Kampf so beeinflussen, wie Dasquian wollte, und sie hätte ihren Teil des Deals erfüllt.

Vorsichtig streckte sie ihre Fühler aus in Corans Richtung und tastete sich an sein Gefühlszentrum heran. Bei jedem lag es in einem anderen Teil des Körpers verborgen. Viele Frauen hatten den Sitz ihrer Emotionen im Herzen, wie man es traditionell vom gefühlsbetonten Geschlecht erwartete. Männer waren da schon deutlich vielfältiger. Ihre Affekte konnten sich überall verbergen. Meist reichten Chloe ein paar Minuten genauer Beobachtung, um einen Tipp abzugeben. Dasquians Emotionen waren winzig und versteckten sich hinter seinen Augen. Das war nur logisch, denn er prüfte alles und jeden in Hinsicht auf den Nutzen, den sein Gegenüber ihm brachte. Shassirs Empfindungen hatte Chloe mit nur einem Blick in seinen Händen lokalisiert – klar, er liebte es, mit bloßen Fäusten auf seinen Gegner einzuschlagen. Einen Moment lang erwog Chloe, ihn statt Coran zu beeinflussen. Es wäre nicht leicht, den Drachenshifter zum Aufgeben zu bewegen, aber immer noch einfacher, als den Neuen zu knacken.

Coran war einer der wenigen Männer, deren emotionales Zentrum seinen Sitz im Kopf hatte. Seine Gefühle wurden von Logik und Struktur bestimmt. Und das machte die Aufgabe, ihn zu beeinflussen, zu einer Gratwanderung. Packte Chloe zu hart zu, würde er wahnsinnig werden. War sie zu zögerlich, würde er kaum etwas davon mitbekommen und den Impuls, den sie ihm einpflanzte, einfach ignorieren. Außerdem war da etwas an ihm, dass Chloe zutiefst beunruhigte. Sie spürte seine Gefühle, aber wie durch eine dicke, geleeartige Schicht. Nicht ein einziges Mal hatte sie es geschafft, ihn direkt zu spüren. Immer war da eine Distanz, die sich künstlich anfühlte. Ein oder zweimal hatten sie sich unterhalten, was seltsam genug war, da Coran sich von den meisten anderen Mitarbeitern im Club fernhielt. Seine Fragen waren harmlos genug gewesen – woher kommst du, was machst du hier, wie hast du diesen Job gefunden – aber Chloe wurde das Gefühl nicht los, dass sich hinter seiner glatten Fassade mehr verbarg. Einmal hatte sie angesetzt, tiefer in ihn hineinzutauchen, aber sein Blick war entsetzlich leer geworden, und sie hatte sich unverrichteter Dinge zurückgezogen. Sie verfluchte ihre Zögerlichkeit, die ihre Schwester heute das Leben kosten konnte.

Sie sah Isabelles Gesicht vor sich, wie sie sich abmühte, den schlaffen Gesichtsausdruck durch einen wachen zu ersetzen. Chloes Schmerz und ihr schlechtes Gewissen brannten wie Säure in ihrer Kehle, als sie an Isabelles Abhängigkeit dachte. Sie hatte in den letzten drei Jahren gelernt, ihre Schwester zu hassen, und doch hatte sie keine Sekunde gezögert, sich an Dasquian auszuliefern, im Austausch gegen … ein merkwürdiges, leises Sirren traf an ihr Ohr, und sie riss ihre Augen auf. Woher kam das Geräusch? Es war nicht laut, aber durchdringend, und bewirkte, dass sich sämtliche Härchen an ihrem Körper aufstellten. Instinktiv sah sie sich nach dem nächstgelegenen Ausgang um, aber der wurde von zwei Türstehern blockiert. Die Männer, aber auch das Publikum schien nichts mitzubekommen von der fast elektrisch anmutenden Spannung, die in der Luft lag.

Der Blick zum Ring wurde Chloe von einer hysterisch kreischenden Frau versperrt, deren Fettmassen in Aufruhr gerieten und die durchsichtige Pelle zu sprengen drohten, die hier auf Dassuria als Kleidung galt. Chloe bohrte der Frau ihren Ellenbogen in die gut gepolsterten Rippen, um sich ein wenig Platz zu verschaffen und weiter nach vorne zu gelangen. Das nächste Hindernis auf dem Weg zum Boxring war ein klapperdürrer Typ, unter dessen wallender Robe vier behufte Füße hervorlugten. Immerhin machte er Chloe bereitwillig Platz, anders als der letzte Mann, der sie von Shassir und Coran trennte. Geschickt mogelte sie sich an ihm vorbei, nicht ohne einen deutlichen Schwall Körpergeruch abzubekommen.

Endlich war ihr Blick auf den Ring frei und unverstellt. Die Luft um Shassir flirrte. Coran hatte mitten in der Bewegung innegehalten und starrte seinen Gegner an. Chloe musste nicht einmal seine Gefühle lesen, um zu erraten, was in seinem Kopf vorging.

Er hatte den Gesichtsausdruck eines Mannes, der gerade bemerkte, dass er hereingelegt worden war.

****

Sein Tag hatte mies angefangen, und so wie es aussah, wurde er noch schlechter. Coran behielt seinen Gegner im Ring genau im Auge. Er konnte fühlen, dass der andere noch ein Ass im Ärmel hatte. Der Typ war nicht schlecht im Ring. Trotz seines massiven Körperbaus und der Masse, die er mit sich herumschleppte, war er ziemlich wendig, und hinter seinen Schlägen steckte eine enorme Wucht. Coran hatte sich absichtlich ein paar Mal treffen lassen (gut, ein oder zweimal auch unabsichtlich), um die Kraft seines Gegners einschätzen zu können. Je länger er mit dem Mann im Ring stand, desto sicherer wurde er, dass etwas mit dem Typen nicht stimmte. Er erinnerte Coran an einen angeketteten Wachhund, der sich mit aller Macht gegen seine Fesseln stemmte und nur auf den Augenblick wartete, da eines der Metallglieder nachgab. Vorsichtig, soweit das in einem Kampf ohne Regeln möglich war, testete er den Mann. Als er sich auf einen Nahkampf einließ und ihre schweißnassen, harten Körper aufeinanderprallten, stieg Coran sein Körpergeruch in die Nase. Das war der Moment, in dem er ahnte, dass er in echten Schwierigkeiten steckte. Der Mann roch nach Feuer und schwelender Glut, harzig und irgendwie muffig, wie eine vergessene Höhle. Die Atmosphäre zwischen ihnen sirrte und prickelte vor Spannung, ähnlich wie die Ankündigung eines Unwetters an einem heißen Sommertag.

Coran trat einen Schritt zurück und wartete. Es war nicht die beste Idee, einfach abzuwarten, statt aktiv zu werden, aber er hatte den dumpfen Verdacht, dass gleich das Chaos über ihn hereinbrechen würde. Unauffällig sah er sich um. Selbst wenn er gewollt hätte, gab es für ihn keine Möglichkeit, sich davonzumachen. Der Raum brodelte förmlich, die Leute standen dicht an dicht, um nur ja keine kostbare Sekunde des Kampfes zu verpassen. Er unterdrückte im letzten Moment eine verächtliche Grimasse und rief sich seine Aufgabe ins Gedächtnis, bevor etwas rechts unter ihm seine Aufmerksamkeit weckte. Ein Paar riesiger blaue Augen in einem herzförmigen Gesicht, umrahmt von einer wilden Masse pechschwarzer Haare, lenkte ihn für einen Herzschlag von seiner Aufgabe ab. Chloe Walker stand in unmittelbarer Reichweite. Ihr Blick wanderte zwischen ihm und Shassir hin und her wie bei einem Ballspiel. Ihr Gesichtsausdruck schwankte zwischen einer Art fatalistischer Ruhe und Panik. Auch sie ahnte also, dass gleich etwas passieren würde. Die Frage war nur, ob sie wusste, was es war, und warum sie sich entschieden hatte, sich näher an die Gefahrenquelle heranzupirschen.

Eine verhaltene Bewegung von Shassir lenkte Corans Aufmerksamkeit wieder auf den anderen Mann im Ring. Er hatte begonnen, leise zu zittern, wie bei einem bevorstehenden Anfall. Rasch überschlug Coran seine Möglichkeiten. Flucht war nicht unmöglich. Sicher konnte er sich seinen Weg hinaus bahnen, um dem bevorstehenden Ausbruch zu entgehen, aber nicht ohne dabei ein paar Zuschauer zu Schaden zu bringen. In Gedanken spielte er das Szenario durch: Ein Sprung hinaus aus dem Ring in Richtung Ausgang. Er konnte es schaffen, genau zwischen dem Alienmann in der Toga und der Frau mit der Bienenkorbfrisur aus lebenden … Schlangen? … zu landen. Von dort aus waren es acht weit ausgreifende Schritte bis zu den beiden Bodyguards. Einen konnte er mit einem gezielten Hieb seines Ellenbogens außer Kraft setzen, während er den Kopf des anderen mit der Linken gegen die Wand stieß. Die Tür war verschlossen und öffnete sich nach innen. Er musste also die beiden bewusstlosen Männer zur Seite schaffen, mindestens einen Türflügel aufziehen, bevor er den Gang erreichte. Die letzten Tage hatte Coran genutzt, um sich mit der Lage der sich endlos windenden unterirdischen Gänge vertraut zu machen, und er wusste genau, wo der nächste Gang hinaus auf die Oberfläche zu finden war.

Es existierten noch zwei weitere Optionen, kalkulierte er. Er konnte stehenbleiben und abwarten, was geschah. Oder er schickte Shassir mit einem einzigen Schlag, den er perfekt führte, auf die Bretter und hoffte, dass er mit der Ohnmacht die Katastrophe verhinderte, die sich anzubahnen schien. Sekundenlang wog Coran seine Möglichkeiten ab, bevor er sich für die letzte Möglichkeit entschied.

Entscheiden und Handeln war eins.

Wie in Zeitlupe sah Coran sich selbst. Er schnellte nach vorne, beugte ein Knie und kam in geduckter Haltung so nahe an Shassir zu stehen, dass er einen einzelnen Schweißtropfen auf dessen Bauchmuskeln wie in Großaufnahme funkeln sah. Seine gerade ausgestreckte Hand bildete eine makellos gerade Verlängerung seines Unterarms. Mit der Handkante traf Coran den Hals seines Gegners. Shassir verdrehte die Augen, und für eine Sekunde meinte Coran zu sehen, wie sich das normale Weiß zu einem flackernden Orange verfärbte. Dann sank der Koloss zu Boden. Im selben Augenblick verstummte das elektrisierende Summen, und Coran wusste, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Es fühlte sich an, als hätte er eine Katastrophe gerade eben abgewendet. Zumindest solange, bis er sich eines blauen Blicks bewusst wurde, der ihn von schräg unten im Nacken kitzelte. Er drehte sich um, die Hände in Siegerpose erhoben, wie es sich für einen Mann gehörte, der gerade einem anderen eine Niederlage beschert hatte. Sein Triumphgefühl, das ohnehin nur gespielt war, löste sich in Nichts auf, als er Chloes Gesichtsausdruck sah. Sie hatte eine Hand vor den Mund gehoben, und ihr Gesicht war leichenblass.

Sie sah aus, als habe er ihr einen tödlichen Schlag versetzt.

Ende der Leseprobe.

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Betania Breed Reihenfoge:
Die Gefangene
Der Cyborg
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Der Drache