Die Abenteuer von Haudegen Fidel und Krümelmonster Trude, Season 1 Episode 1
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
kennen Sie das Gefühl, in einer fremden Welt zu leben? Im Juli habe ich Ihnen gebeichtet, dass ich mich manchmal fühle, als wäre ich in einer Geschichte von John Irving gelandet. Drei Monate später habe ich John Irvings Romanwelten verlassen und lebe in der Sesamstraße.
Ich bin nicht sicher, ob das ein Fort- oder ein Rückschritt ist. Fakt ist, dass es in meinem Leben nie langweilig wird.
Kennen Sie die Sesamstraßen-Geschichte von Herbert Leichtfuß, dem Krümelmonster und der monsterschlauen Prüfmaschine? Wenn nicht, sehen Sie sich den kurzen Clip auf YouTube hier an:
Aber von Anfang an.
Vor einigen Tagen bekam ich von meiner Schwiegermutter eine ganze Menge Quitten. Ich liebe diese Kreuzung aus Äpfeln und Birnen, ihren Duft und ihren herben Geschmack. Es gibt kaum etwas Schöneres für mich, als am Sonntagmorgen eine Scheibe Weißbrot mit selbstgemachtem Quittengelee zu essen. Noch besser kann das Sonntagsfrühstück nur werden, wenn es dazu selbstgemachte Croissants oder selbstgemachte Brioche gibt.
Das Gelee war schnell gemacht, und ich hatte am Samstag noch genug Energie, um einen schönen Hefeteig für das Weißbrot anzusetzen. Damit sich der Aufwand auch lohnte, habe ich eine großzügige Menge kalkuliert: 750g Mehl, 1 Paket Butter, 5 EL Zucker, mehr als ein Viertelliter Milch und zwei Pakete Trockenhefe.
Normalerweise stelle ich Hefeteig zum Gehen immer auf die Heizungsanlage. Diesmal jedoch packte ich die Schüssel mit Deckel in eine Decke auf die Couch. Mein Mann meinte, die Wärme wäre dort gleichmäßiger und der Teig würde besser. Vermutlich hat er recht, aber ich werde es nie erfahren – denn als ich das Wohnzimmer verließ, um »mal eben« Wäsche aufzuhängen, hob sich wohl der Deckel durch das entstehende Kohlendioxidgas.
Den Rest kann ich nur raten: Meine Cane Corso Hündin Trude muss durch das Geräusch, mit dem der Deckel sich von der Schüssel löste, aufmerksam geworden sein, hat die Schüssel aus der Wolldecke befreit und sich über ein Kilo gärenden Hefeteig hergemacht. Erwischt habe ich sie nicht, wohl aber meinen Rüden Fidel – mit dem Kopf in der leergeschleckten Schüssel.
Was folgt, können Sie sich vorstellen: Ein Besuch mit beiden (ich wusste ja nicht, wer der Übeltäter war) in der nächsten Tierklinik. Vier Spritzen und 140 Euro später hatte ich zwar keine selbstgebackene französische Brioche, aber dafür eine ziemlich mitgenommene Trude.
Der Haudegen Fidel hat alles mit Links genommen (nun, er hatte auch kein Kilo Hefeteig im Bauch). Statt leckerem, fluffigen Weißbrot gab es dann Bananenbrot mit Quittengelee zum Frühstück für meinen Mann und mich.
Als sich die Sorge um Trude gelegt hatte, fielen mir sofort die Parallelen zum Krümelmonster auf. Trude ist schlau genug, um Zusammenhänge zu erkennen und als Ex-Straßenhund genau so rücksichtslos, wenn es ums Essen geht, was ich nicht hätte vergessen dürfen.
Wenn Ihr Leben ein Film wäre, welcher wäre es? Schreiben Sie mir, ich höre so gerne von Ihnen!
Herzlichst,
Jenny Foster,
aka Herbert Leichtfuß
PS 1: Umgerechnet hat mich das Quittengelee 1,50 € pro Gramm gekostet. Ich kann mich also rühmen, das wohl kostbarste Quittengelee der Welt gegessen zu haben.
PS 2: Mein neuer paranormaler Liebesroman steht kurz vor der Fertigstellung. Im Augenblick liegt er bei meiner Editorin, die ihn ein allerletztes Mal prüft. Mehr Info kommt bald!