Der Panther: Vollmondnacht im Central Park

Der Panther: Vollmondnacht im Central Park (Neuausgabe)

Paranormaler Liebesroman (18+), Darkest Savage Band 1

Mein Name ist Sylas Parker.
Als in meiner Stadt ein kaltblütiger Killer sein mörderisches Werk beginnt, sind meine Fähigkeiten gefordert.
Ich werfe alles in die Waagschale, was ich habe.
Meine Gabe, Fährten zu lesen.
Meinen Instinkt, Schuldige zu erkennen.
Meine Gnadenlosigkeit bei der Jagd.
Hätte ich anders gehandelt, wenn ich gewusst hätte,
welche Konsequenzen meine Entscheidungen mit sich bringen?
Nein.
Denn ich muss nicht nur einen Mörder finden,
sondern auch die Frau beschützen, die ich gerettet habe.
Vor dem Killer.
Vor dem Clan.
Vor dem, was sich seit jener Nacht im Park in ihrem Inneren verbirgt.
Doch den größten Schutz benötigt sie vor dem Mann,
der ihr Leben gerettet hat.
Vor mir.

In Jenny Fosters paranormalem Liebesroman erwartet sie eine mitreißende Geschichte, in der sich alles um eine unerwartet leidenschaftliche Liebe dreht. Spannungsreich, sinnlich und packend – das ist Der Panther.
Der Roman ist im Februar 2021 als überarbeitete Neuausgabe erschienen.

Der Panther: Vollmondnacht im Central Park ist erhältlich auf Amazon


Amazon Bewerter:

★★★★★
“Absolut gelungene Überarbeitung. Mehr Spannung und Erotik, ich konnte nicht aufhören und habe dieses tolle Buch in einem Rutsch gelesen.”

★★★★★
“…bin restlos begeistert von der Geschichte. Die Autorin hat es meisterhaft verstanden für Spannung und Romantik zu sorgen.”

★★★★★
“Die Neufassung ist noch spannender. Klare Leseempfehlung!!!!”

★★★★★
“Das ist bisher das beste Buch, welches ich von der Autorin gelesen habe.”

★★★★★
“Großartig !!! Mich hat die Story sofort gefesselt. Die Wendungen sind vollkommen unvorhersehbar, das Finale sehr überraschend.”

★★★★★
“Danke für die schönen Stunden beim Lesen, durch die Überarbeitung hat das Buch richtig an Qualität gewonnen. Für alle, die das Buch noch nicht kennen, eine klare Leseempfehlung und für die Leser, die die erste Fassung kennen, es lohnt sich, das Buch erneut zu lesen.”

★★★★★
“Wer auf paranormale Geschichten abfährt, ist hier genau richtig.”

★★★★★
“Die Schriftstellerin ist in den Jahren noch besser geworden und die Neufassung ist einfach nur der Hammer. Für Leser, die die alte Version kennen, gibt es eine große Überraschung. Mehr wird nicht verraten.”

★★★★★
“Es war wieder mal ein Hammerbuch, eigentlich lese ich keine paranormalen Bücher aber durch Jenny habe ich sie liebe gelernt. Inhalt, Spannung, und Erotik waren wieder mal genial. Eine sehr schöne Geschichte, die man nicht mehr aus der Hand legen möchte.”


Leseprobe:

Der Geschäftsmann, der gierig in meinen Ausschnitt starrte, war meine geringste Sorge. Ich hatte im Laufe der Jahre gelernt, derlei Glotzattacken, wie ich sie insgeheim nannte, zu ignorieren. Viel dringlicher war mein Bedürfnis nach einer kurzen Ruhepause hinten im Hof, während der ich nicht auf die penetranten Rufe nach der Kellnerin reagieren musste. Draußen standen zwar die Mülltonnen und verpesteten mit ihrem bestialischen Gestank die Nachtluft, und auch die Ratten waren nicht gerade zurückhaltend in ihren Annäherungsversuchen, doch manchmal war alles andere besser, als einen weiteren ausgelassenen Junggesellenabschied zu ertragen.

Ich arbeitete als Kellnerin in der Blue Moon Bar, und zwar schon, seit ich von der Schule abgegangen war. Ich seufzte, als ich die Jahre überschlug. Es waren viel zu viele. Inzwischen hatte ich mich damit abgefunden, den Rest meines Lebens zu kellnern. Nur an Tagen wie diesem, wenn die Jungs beim Feiern über die Stränge schlugen und der Alkohol nicht nur ihre Zunge, sondern auch ihre Finger lockerte, bedauerte ich mich ein kleines bisschen. Ich hasste Betrunkene, die ihre Wurstfinger nicht bei sich behalten konnten. Egal, wie sehr ich mich in meinen sackartigen Kleidern versteckte, irgendwann kam der Augenblick, in dem sie mir in den Hintern kniffen.

Ich schlug einen Haken um einen der angeheiterten Junggesellen, als meine zweiminütige Pause vorbei war. Ein Mann, den ich noch nie hier gesehen hatte, trommelte mit seinen langen Fingernägeln ungeduldig auf die Tischplatte. Selbst inmitten der ungewöhnlichen Klientel der Blue Moon Bar fiel er auf, weil seine Kleidung abgetragen und sein Haar wild und ungepflegt wirkte. Im Laufe der Jahre hatte ich ein Gespür für Gäste entwickelt, die Stress machten, und der Vorname dieses Mannes lautete mit Sicherheit »Ärger«. Ich versuchte, seine lange Wartezeit auf einen Drink mit einem Lächeln wiedergutzumachen, während ich seine Bestellung aufnahm, aber er murmelte nur »Bier« und wich meinem Blick aus.

Wenigstens sorgte die Ankunft der Hellhounds dafür, dass sich die Bar zügig leerte. Routiniert versorgte ich den Mann mit dem Gewünschten, doch als die selbst ernannten Höllenhunde in meinem Rücken zu »jaulen« begannen, ließ er sein Bier unberührt stehen und verzog sich. Diese Biker waren mit Abstand die furchteinflößendsten Gäste der Blue Moon Bar, und so wunderte es mich nicht, dass der Mann, der eben noch vehement nach seinem Bier verlangt hatte, auf seiner Flucht weder nach links noch nach rechts schaute. Als er an mir vorbeilief, rempelte er mich an und sein schaler Körpergeruch streifte meine Nase. Man sollte meinen, nach all den Pausen in Gesellschaft verrottender Lebensmittel und angriffslustiger Nager wäre ich abgehärtet, aber nein. Ich unterdrückte den Impuls, die Hände an meiner Jeans abzuwischen, und sehnte mich nach einem nach Mandel und Rosen duftenden Schaumbad.

Über dem rauen Gelächter hörte ich Ewan meinen Namen rufen.

Er war ein hochgewachsener, schlanker Typ, der nie viele Worte machte und als Einziger nüchtern blieb, wenn seine Hellhounds über die Stränge schlugen. Ein Blick oder ein leiser Befehl reichte aus, um jeden der muskelbepackten Biker zur Ordnung zu rufen. Es war mir ein Rätsel, wie ihm das gelang, aber in all den Jahren meiner Tätigkeit als Kellnerin in der Blue Moon Bar hatte ich nie erlebt, dass er jemanden körperlich angriff oder auch nur die Stimme hob. Meistens saß er auf seinem Stammplatz in der Ecke und beobachtete scheinbar teilnahmslos das Treiben um ihn herum, während seine Leder tragenden »Hunde« ihrem Namen alle Ehre machten und kläfften, was das Zeug hielt. Manchmal beschlich mich die Vermutung, dass er unter seiner rauen Schale einen weichen Kern verbarg, aber ich hätte nicht darauf gewettet. Jetzt verlangte er nach einer Flasche Glen Mhor und frischen Gläsern. Den Boss der Hellhounds warten zu lassen war keine gute Idee, also flitzte ich mit dem Whisky und sauberen Gläsern an seinen Tisch. Neben ihm saß ein dunkelhaariger Mann, den ich ebenfalls noch nie zuvor in der Bar gesehen hatte. Zwei Fremde an einem Tag war beinahe ein neuer Rekord. Ich sah nicht viel von seinem Gesicht, weil ihm das Haar in die Stirn fiel und es seine Augen verdeckte, aber das war mir ganz recht. Es genügte, seinen Mund zu sehen und das selbstbewusste, irgendwie spöttische Lächeln. Es erstarb, als ich die Flasche Whisky und die Gläser auf Ewans Tisch abstellte. Offensichtlich war ich in eine private Unterhaltung geplatzt und hier unerwünscht, also machte ich, dass ich fortkam.

Vermutlich war es besser, dass ich gar nicht erst mit ihm ins Gespräch kam. Was auch immer er von Ewan und den Hellhounds wollte, war vermutlich gesetzeswidrig oder zumindest am Rande der Legalität angesiedelt. Halt dich raus, Carrie. Der Typ bedeutet nichts als Ärger.

Ich sah mich nach meinem Boss um. Caradoc, den alle nur »Doc« nannten, war ein tätowierter, muskelbepackter Riese und hatte mich eingestellt, als ich völlig abgebrannt und ziemlich naiv um einen Job als Kellnerin gebeten hatte. Jetzt nickte er mir beruhigend zu als Zeichen, dass er sowohl Ewan als auch den Fremden im Blick behielt und ich unbesorgt weiterarbeiten konnte.

Nachdem ich alle Durstigen versorgt hatte, huschte ich zu Doc hinter die Bar. »Es bleibt bei meinem freien Tag morgen?« Bis auf mich hielt es keine Kellnerin lange hier aus, weshalb ich es für sinnvoll erachtete, lieber noch einmal nachzuhorchen.

Doc hob fragend eine Braue und grinste. »Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, sicher. Hast du etwa ein Date?«

Mein Lächeln glich vermutlich eher einer Grimasse. »Nur wenn noch heute Abend mein Märchenprinz auftaucht.« Ich war seit Jahren Single und es hatte nicht den Anschein, als würde sich an diesem Zustand in absehbarer Zeit etwas ändern. Manchmal war es ganz schön mies, ohne einen warmen Körper neben mir aufzuwachen und niemanden zu haben, dem ich von meinem Arbeitstag berichten konnte. Andererseits gab es auch niemanden mehr, der sich über Kekskrümel im Bett beschwerte oder darüber, dass ich zu lange das Licht anließ, um zu lesen.

Was den warmen Körper an meiner Seite anging, hatte sich auch dafür eine Lösung gefunden. Die Mülltonnen im Hof der Bar lockten nämlich nicht nur Ratten an, sondern auch streunende Katzen. Eines Tages hatte ich einen verletzten Haudegen gefunden, der sich nur noch humpelnd fortbewegte. Sein schwarzes Fell war verfilzt, er hatte nur noch ein Auge und den Rest von einem Schwanz, der kaum der Rede wert war. Doch als wir uns ansahen, der Kater und ich, war es Liebe auf den ersten Blick. Seitdem geruhte er, bei mir zu wohnen, wenn ihn der Hunger plagte oder er meinte, genügend Katzendamen in der Umgebung beglückt zu haben. »Ich bezweifle zudem, dass Eddie« – das war mein Kater, benannt nach Edgar A. Poe – »einen Mann in seinem Revier dulden würde, ohne vorher die Fronten geklärt zu haben.«

Doc, der mich einmal abgeholt und Eddie kennengelernt hatte, nickte knapp. »Die Bestie würde ein Blutbad anrichten.« Es schien, als meinte er seine Bemerkung ernst. Doch dann zuckten seine Mundwinkel und meine Schultern sackten erleichtert nach vorne. Doc hatte einen Scherz gemacht, mehr nicht. Das kam so selten vor, dass ich seinen trockenen Humor nur dann erkannte, wenn man mich mit der Nase darauf stieß.

In meinem Rücken brüllte jemand nach der Kellnerin. Mit einem bedauernden Achselzucken drehte ich mich um und machte mich bereit, die nächste Runde Bier und Schnaps an die ewig Durstigen auszuliefern. In meinem kleinen Kosmos war alles wie immer, beruhigend normal, so wie ich es mochte.

* * *

Es war mein freier Abend. Jessie, die andere Kellnerin, war für mich eingesprungen, nachdem ich ihr im vergangenen Monat bereits drei Mal aus der Patsche geholfen hatte. Ein krankes Kind, eine Magen-Darm-Grippe und eine Halsentzündung hatten sie von der Arbeit ferngehalten. Ich argwöhnte, dass Jessie lieber mit ihrem neuen Typen zusammen sein wollte, aber da ich nichts Besseres vorhatte, war ich für sie eingesprungen. Als Wiedergutmachung hatte ich ihr den lästigen Samstagabend aufs Auge gedrückt und ihr angeboten, damit ihre »Schulden« bei mir auf einen Schlag loszuwerden.

Dem samstäglichen, durch die Biker verursachten Tumult in der Bar würde ich heute entgehen. Ich hatte einen neuen Krimi aus der Bibliothek ausgeliehen, den ich mir seit vier Tagen für einen Spätnachmittag wie diesen aufsparte. Meine Lieblingsecke im Central Park lag abgeschieden auf einer kleinen Lichtung, in die sich trotz all der Menschenmassen fast nie jemand verirrte. Vor drei Wochen hatte ich mir eine Picknickdecke zugelegt, das Septemberwetter zeigte sich von seiner schönsten Seite und mir stand jede Menge Zeit zur Verfügung. Als ich mich auf die Decke legte und hinauf in die Baumkronen starrte, die das Licht der späten Nachmittagssonne filterten, war ich einfach nur glücklich. Ich las die ersten fünfzig Seiten in einem Atemzug und widerstand der Versuchung, auf den letzten Seiten nachzuschauen, ob ich mit meiner Vermutung den Täter betreffend recht hatte. Aufgrund meines unersättlichen Bücherkonsums war ich nur schwer zu überraschen, egal ob ich Krimiserien im Fernsehen verfolgte oder Bücher las. Weil meine Lieblingsautorin Becca Whitley ihrem Ruf als Meisterin der unerhörten Spannung alle Ehre machte, war ich selbst auf Seite 100 keinen Deut schlauer.

Vielleicht lag es an meiner Erschöpfung oder an dem Zusammenspiel aus Wärme und einem gut gefüllten Magen, aber irgendwann musste ich eingeschlafen sein. Ich erwachte, weil mir in meinem dünnen T-Shirt und dem flatterigen Rock ziemlich kühl wurde. Ich setzte mich auf, reckte meinen eingeschlafenen linken Arm und bemerkte bestürzt, dass der Vollmond bereits hoch am Himmel stand. Verwirrt rieb ich mir die Augen. Ich hatte mindestens fünf, eher sechs Stunden geschlafen. Mein Mund war trocken und meine Zunge fühlte sich sandig an. Ich musste einen schönen Anblick geboten haben, mit offenem Mund und dem Buch auf der Brust – gut, dass mich niemand dabei beobachtet hatte.

Als ich aufstand und meine Sachen zusammensammelte, warf ich einen Blick auf mein Handy. Es war bereits kurz vor Mitternacht. Auch wenn der Park in den letzten Jahren dank der zunehmenden Polizeipräsenz sicherer geworden war, hatte ich immer darauf geachtet, bei Sonnenuntergang den Heimweg anzutreten. Ich hatte weniger Angst davor, ermordet zu werden, als Opfer eines Raubüberfalls oder einer Vergewaltigung zu werden. Zwar waren auch hier die Zahlen zurückgegangen, aber wie bereits Churchill gesagt hatte: Traue niemals einer Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Insgeheim hegte ich die Vermutung, dass die Zeitungen die rückläufigen Zahlen allein deshalb propagierten, damit die Touristen nicht ausblieben.

Funktionierende Laternen waren in der grünen Lunge New Yorks ein seltenes Gut. Viele Wege lagen im Dunkeln und ich schwankte für einen Moment, ob ich den kürzesten oder den am besten beleuchteten Weg nehmen sollte. Schließlich entschied ich mich für die kurze Variante. Ich war den Pfad so oft gelaufen, dass ich jeden Grashalm beim Namen nennen konnte. Außerdem fror ich jetzt und sehnte mich nach einer heißen Dusche oder einem ausgiebigen Bad – mein üblicher Luxus an freien Tagen. Immerhin war da ja noch der Mond, der voll und rund am Himmel stand und mir ausreichend Licht spendete, um einem Pärchen auszuweichen, das gerade über Details verhandelte, von denen ich gar nichts wissen wollte.

Ich hastete weiter. Als Nächstes würde ich an einem der kleinen Wasserfälle vorbeikommen, die dem Parkbesucher trotz der sorgfältig geplanten Anlage ein Stück unberührter Natur vorgaukelten. Ich blieb stehen und lauschte. Außer meinem eigenen, viel zu lauten Atem vernahm ich nichts. Ich drehte mich um die eigene Achse und spähte in Richtung des Punktes, an dem ich meinen geheimen Ruheplatz vermutete. War ich irgendwo falsch abgebogen? Abermals spitzte ich die Ohren, um vielleicht doch das vertraute Plätschern zu hören, aber vergebens. Mir blieb also kaum etwas anderes übrig, als weiterzulaufen und darauf zu hoffen, im blassen Mondenschein einen vertrauten Punkt auszumachen.

Wie gesagt, ich hatte keine Angst, im Central Park ermordet zu werden. Wenn ich es mir nur oft genug sagte, würde ich vielleicht daran glauben, bevor ich zu Hause ankam und meine Wohnungstür hinter mir verriegelte. Vorsichtshalber hielt ich mein Handy griffbereit und bemühte mich, besonders selbstsicher zu wirken. Wie sich herausstellte, fiel es mir unerwartet schwer, schwungvoll und erhobenen Hauptes auszuschreiten. Wer es wie ich für gewöhnlich darauf anlegte, im Hintergrund zu agieren, für den war es nicht leicht, urplötzlich das komplette Gegenteil auszustrahlen. Die Unsichtbarkeit, die ich mir im Blue Moon über Jahre hinweg antrainiert hatte, ließ sich nicht so einfach abschütteln. Aber ich versuchte es, auch wenn mich jedes Rascheln, jeder Windhauch zusammenzucken ließ. Ich redete mir ein, dass es nichts war als Verfolgungswahn, was mich des Nachts auf meinem Weg durch den übel beleumundeten Central Park begleitete.

Ausgerechnet in diesen Sekunden fiel mir der Mord an einer Frau ein, der seit vier Wochen in allen Zeitungen für Schlagzeilen sorgte, selbst bei den traditionell eher zurückhaltenden Blättern. Aus naheliegenden Gründen nannten die Zeitungen den Mörder den »Vollmondkiller«, aber auch die Bezeichnung »Werwolfkiller« stand hoch im Kurs. Die Polizei dementierte eifrig, dass es sich um einen Serienmörder handelte, und wies darauf hin, dass ein Mord noch keine Serie machte. Wilde Tiere, die sich nachts in New Yorks Straßen herumtrieben, seien für das Verstümmeln und Ausweiden der Frau verantwortlich.

In meinen Augen war das absurd. Ein Raubtier wäre in einer Stadt wie New York sofort aufgefallen. Spätestens fünf Minuten nach der ersten Attacke hätte man den Wolf – oder welches Tier auch immer – auf einschlägigen Kanälen wie YouTube oder Facebook in Aktion gesehen. Ich schnaubte vernehmlich, um mir Mut zu machen, und hastete weiter.

Hinter dem Baum, der mir den Blick auf den Vollmond verwehrte, bemerkte ich eine vertraute Silhouette. Ich erkannte das Plaza Hotel, das vom Südostausgang des Parks deutlich sichtbar war. Seufzend stieß ich den Atem aus. Ich wusste, wo ich war! Wie von selbst beschleunigten meine Füße das Tempo, bis ich in einen gemäßigten Trab verfiel. Keine zehn Minuten, und ich würde den Park sicher verlassen haben. Ich konnte die Abgase schon fast riechen, die über der 59th Street schwebten. Für gewöhnlich rümpfte ich die Nase darüber, aber heute würde ich mit Freuden die doppelte Menge stinkender Abgase einatmen, solange ich nur unter Menschen war. Sogar die neuen Kirchenglocken der Central Presbyterian Church, die Mitternacht schlugen, klangen wie Musik in meinen Ohren. Als sie verstummten, war die Stille kaum erträglich.

Hinter mir knackte etwas. Obwohl ich mir weismachen wollte, dass es nur eines der kleinen, harmlosen Tiere gewesen war, die nachts im Central Park die Mülleimer plünderten, drehte ich mich um. Mein Herzschlag hatte seine Geschwindigkeit verdoppelt und das Blut rauschte in meinen Ohren. Der Vollmond verbarg sich hinter einer Wolke und es war so finster, dass ich kaum etwas erkennen konnte. Je länger ich bewegungslos in die Dunkelheit starrte, desto lauter dröhnte mein Herz. Noch einmal ertönte das knackende Geräusch, und diesmal hatte es definitiv etwas Verstohlenes an sich. Ein Schauer der Angst jagte mir den Rücken hinunter und ich zwang mich, wieder nach vorne zu schauen. Etwa zehn Meter entfernt blitzte etwas Gelbes in der Dunkelheit auf, nur um gleich wieder zu verschwinden.

Mein Herz raste und das Blut rauschte in meinen Ohren. Waren das … Tieraugen gewesen? Mein Verstand sagte Nein, mein Bauch hingegen schrie: Mach, dass du wegkommst! Bedauerlicherweise gehorchte mir mein Körper nicht. Stattdessen wurde er zu einer Statue mit dem Arbeitstitel »Zu Eis erstarrte Frau, bevor der Vollmondkiller zuschlägt«.

Atemlos fixierte ich den Fleck, wo ich in etwa auf Höhe meiner Brust das Blitzen gesehen hatte. Wenn es sich um die Augen eines Tieres handelte, dann war es verdammt groß! Mir wurde erst heiß und dann kalt. Meine Füße zuckten, und in meinem Nacken prickelte etwas, als würde ich beobachtet. Doch wenn sich jenes Tier vor mir befand, wer oder was stand in diesem Augenblick hinter mir?

Der Mond schob sich hinter eine dichte Wolkendecke. Ich konnte kaum noch erkennen, wohin ich meine Füße setzte, als ich – jetzt wieder vor mir – ein dumpfes Grollen vernahm. Mein erster Gedanke war, mich umzudrehen und wegzurennen. Behutsam trat ich einen Schritt zurück, dann noch einen. Schließlich hörte ich hinter mir ein Fauchen. Ist das eine Antwort auf den Laut des Tieres vor mir?

In diesem Moment verließ mich auch der letzte Rest gesunden Menschenverstands, der mir geblieben war. Blindlings rannte ich los – keine Ahnung, in welche Richtung –, obwohl ein Teil meines Gehirns mich beschwor, mich nicht wie ein Beutetier zu verhalten.

Hinter mir hörte ich nichts außer das gelegentliche Rascheln von Laub. Ein oder zwei Mal meinte ich, heißen Atem in meinem Nacken zu spüren – eins der beiden Wesen verfolgte mich! –, aber der erwartete Schmerz von Zähnen, die sich in mein Fleisch gruben, blieb aus. Ich rannte und rannte, und erst als ich mich am dicht bewachsenen Ufer des Ponds wiederfand, wusste ich, dass ich irgendwo falsch abgebogen war und mich vom Ausgang entfernte. Ich stolperte weiter auf dem asphaltierten Weg, jede Sekunde darauf gefasst, niedergerissen zu werden. Doch nichts geschah. Es war, als hielte sich das Wesen bewusst zurück und machte sich einen Spaß daraus, mich zu jagen. Im Laufen sah ich mich um und blieb verblüfft stehen.

Nichts. Wo war das verdammte Biest? Es war wie vom Erdboden verschluckt. Trotz des hellen Mondlichts konnte ich es nirgendwo entdecken, dieses Wesen aus den Tiefen der Hölle. Ein verrücktes Lachen kitzelte meine Kehle und wich einem Schluchzen, als mir bewusst wurde, dass ich viel zu weit vom nächsten Ausgang entfernt war. Ich hatte nichts dabei, was man als Waffe verwenden konnte. Meine Tasche hatte ich während meiner Flucht verloren, nur mein Buch hielt ich an mich gepresst wie meinen kostbarsten Besitz. Was sollte ich tun, wenn das Etwas, das meine Verfolgung aufgenommen hatte, auf mich zusprang? Es mit dem Buch bewerfen und hoffen, dass es gern las?

Unendlich langsam und so leise wie möglich drehte ich mich einmal um die eigene Achse. Allmählich klärte sich mein panikverengter Blick. Wenn ich zum Ausgangstor wollte, musste ich wohl oder übel zurücklaufen. Ich versuchte, mein Keuchen auf ein Minimum zu reduzieren, und ging im Schneckentempo in die Richtung, in der ich den Ausgang zur 59th Street vermutete.

Währenddessen hörte ich nichts als meinen eigenen, rasenden Herzschlag. Nicht einmal die Autos, deren Motorengeräusche für gewöhnlich ein beständiges Brummen im Hintergrund bildeten, nahm ich wahr. Kein kleines Tier auf Nahrungssuche bewegte sich durch das Laub. Das ist die Ruhe vor dem Sturm.

In der nächsten Sekunde brach die Hölle los.

Etwas schoss mit weit geöffnetem Maul von links auf mich zu, so schnell, dass ich nicht einmal einen halben Schritt tun konnte. Ich roch Moschus, gepaart mit dem stumpfen Geruch nach altem Blut und verrottenden Lebensmitteln. Hätte der Aufprall mir nicht den Atem genommen, ich hätte mich übergeben. Die Welt drehte sich und grelle Blitze zuckten durch mein Blickfeld. Als sich der Nebel lichtete und ich wieder atmen konnte, erstarrte ich. Über mir hockte das Biest und betrachtete mich aus erstaunlich klugen, gleichzeitig aber grausamen Augen. Der Moment, in dem es die Krallen in meinen Bauch schlug, zog sich in die Länge. Ich spürte den Schmerz mit einiger Verspätung, doch als er schließlich einsetzte, wusste ich, dass ich sterben würde. Und ich wollte es, denn alles, was ich jemals über die Wucht des Schmerzes gehört hatte, verblasste neben der Pein, die ich verspürte, zur Bedeutungslosigkeit. Ich vernahm meinen eigenen Schrei seltsam distanziert. Mein Herzschlag hatte sich verlangsamt und ich konnte mich nicht rühren, nicht einmal in dem Moment, als mich die Schwärze verschlang. Bitte, bitte,flehte ich, lass es schnell gehen!

Dann starb ich.

Ende der Leseprobe

Der Panther: Vollmondnacht im Central Park ist erhältlich auf Amazon.


“Der Panther: Vollmondnacht im Central Park” ist Band eins der Darkest Savage-Reihe.
Alle Geschichten von Jenny Foster können als Einzelbände gelesen werden, ohne dass Sie etwas verpassen.

Band 1: Der Panther: Vollmondnacht im Central Park
Band 2: Der Panther: Lost Moon
Band 3: Der Puma: Schattenmond